Gounod

Faust am Aalto-Theater Essen, Mai 2000
Patrik Ringborg am Pult der Philharmoniker lässt die Schönheiten der Partitur voll erblühen, er musiziert, trotz großer Besetzung, außerordentlich transparent, hütet sich vor jeder Über-Romantisierung und stellt die spezifische Expressivität des Werkes nicht seufzerreich zur Schau. Eine feine Leistung.
Geradezu hinreißend leitete der 1. Kapellmeister Patrik Ringborg die bestens aufgelegten Essener Philharmoniker; bestechend einfühlsame Streicher und Holzbläser, aber auch gelegentlich schneidend und hell strahlendes Blech; besonderes Lob den Hörnern. Ringborg ist eine Entdeckung - ein begnadeter, junger Dirigent, der schon jetzt als Geheimtipp gelten darf und, wenn ich mich nicht sehr täusche, noch eine große Karriere vor sich hat.
Musikalisch ist der Abend auf der in Essen mittlerweile gewohnten Qualitätshöhe, obwohl diesmal nicht Stefan Soltesz, sondern Patrik Ringborg am Dirigentenpult steht. Die oft zu Herzen gehende Musik Gounods gewinnt unter seiner Stabführung lyrischen Atem; kraftvolle Akzente fehlen nicht.
Zugespitze Affekte und präzise Charakterprofile sorgten in der Premiere dafür, daß das romantische Liebesdrama mit ungeheurer Intensität über die Rampe kam. Die von ihrem Ersten Kapellmeister Patrik Ringborg geleiteten Essener Philharmoniker unterstützten diese Wirkung mit transparentem Spiel und mitreißend gestalteten dramatischen Höhepunkten.
Der 1. Kapellmeister Patrik Ringborg tut mit den Essener Philharmonikern ein Übriges, aus der französischen Musik mehr als Blech hervorzuholen. Er beginnt mit einer unsagbar schwebenden Ouvertüre, führt zu schwelgerischen oder dramatischen Höhepunkten ohne jegliche romantisierend-schwülstigen Exzesse.
Patrik Ringborg verwaltete Gounods blühende Musik mit leidenschaftlichem Impuls. Die Essener Philharmoniker spielten mit reichem Maß für Süße und Dramatik.
Diesmal steht nicht GMD Stefan Soltesz am Pult, sondern der junge erste Kapellmeister Patrik Ringborg. Und er zaubert mit der Kunst gedehnter Übergänge aus den Philharmonikern jenes klangfarbliche Filigran heraus, das dem parfümierten Reiz der Partitur die Würde der Oberflächigkeit gibt.
Kapellmeister Patrik Ringborg bleibt der Partitur nichts an Wohllaut, lyrischem Schmelz und musikantischem Schwung schuldig.
Für das in Essen gewohnt hohe musikalische Niveau sorgte diesmal nicht Hausherr Stefan Soltesz, sondern sein 1. Kapellmeister Patrik Ringborg. Der Schwede zelebrierte Gounods verfeinertes französisches Klangideal mit den Essener Philharmonikern ohne zuckrige Süße. Er verschmähte auch dramatische Impulse nicht.
Musikalisch ist der Faust – wie im Aalto-Musiktheater nicht anders zu erwarten – auf ansprechendem Niveau. Der Dirigent Patrik Ringborg macht aus der Ouvertüre ein sensibles Klanggedicht mit großen, gesanglichen Bögen und hat später den Wechsel von lustvollen Affekten und leisen Charakterzeichnungen gut im Griff.
... Zielsicherer geht Dirigent Patrik Ringborg an die Oper heran: Mit den einmal mehr hervorragenden Essener Philharmonikern kostet er die Schönheiten der Partitur voll aus. Die Tempi sind sehr schön ausgewogen, die Entwicklungen homogen und natürlich. Die Musiker dürfen kräftig auf die Pauke hauen, ins Horn blasen etc., aber wenn jemand singt, dann hält sich das Orchester wunderbar begleitend zurück Und dieser Wechsel funktioniert so elegant, dass er nie auffällt: So viel schmeichlerischer Charme war selten.


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