Börtz

Medea, Uraufführung an der Königl. Oper Stockholm, Januar 2016:
Unerschütterliche, hervorragende, furchtbare Medea. … Der Dirigent Patrik Ringborg schafft eine fantastische Verbindung zwischen Graben und Bühne. Von seinen Lippen bewegt sich der Gesang. Es mag einfach klingen, als Emma Vetter brilliert, aber sie kann sich gegen keine begleitende Stimmen in der Hofkapelle lehnen, sondern befindet sich im stetigen Dialog mit dem Orchester: eine nachdenkliche Klarinette, ein trauerndes Englischhorn oder einige aufbrausende Pauken. Oder die Streicher, die durch den Bühnenraum scharfe Diagonale schneiden, bevor Jonas Malmsjös Bote mit seiner erschütternden Geschichte auftritt.
Eine menschliche, großartige und monstruöse Medea... Die Hofkapelle unter dem Dirigenten Patrik Ringborg gibt den Sängern Raum und hebt die Dynamik zwischen explosiver Hochspannung und Gefühlsballungen bis hin zu kammermusikalische Innigkeit hervor. Aus der Sprache wird der Ton geboren. Börtz arbeitet mit einem vokalen Fluss von gesprochenen Partien und Sprechgesang bis zu expressiver Singbarkeit.
Die Klänge sind zerbrechlich und durchsichtig. Eruptive Steigerungen signalisieren wohin die Tragödie unterwegs ist. Ausgezeichnet lockt der Dirigent Patrik Ringborg eine saugende Thrilleratmosphäre aus den vereinigten Kräften der Königlichen Oper hervor.
Auf jeden Fall vibriert die Musik. Suggestiv, dramatisch und kontrastreich mit den melodischen Elementen, denen sich Börtz verstärkt widmet, wird die blutige Tragödie oft schön. Patrik Ringborg leitet die Königliche Hofkapelle mit großer Präzision.
Das Orchester folgt den Gesang durchweg, kommentiert und vertieft, und die Instrumentation ist in eleganter Sparsamkeit gemacht. Der erste Akt ist lang und erklärend, entfaltet sich gegen einen Hintergrund von durchsichtiger Streichern. Nach der Pause wird die emotionale Intensität hochgeschraubt mit schicksalshaften Ackorden in Blech und Trommeln. Der farbenreiche Orchestersatz wird mit äußerster Präzision von Patrik Ringborg und der Hofkapelle interpretiert, wundersam gut balanciert.
Die Hofkapelle unter dem Dirigenten Patrik Ringborg gibt den Sängern Raum und hebt die Dynamik und Tiefe der Musik zu einer ästhetischen Einheit heraus.
Es is eher Dirigent Patrik Ringborg, der Puls und Dramaturgie der Oper führt. Das Blech unterstreicht Medeas Wahnsinn während der Streicher die Stimme der Vernunft sprechen – bis Medea zum Entschluss kommt, dass das einzig Richtige zu tun ist, die Kinder zu töten: Dann wird der Klang verzerrt wie im höhnischen Gelächter.
Und Patrik Ringborg und die königliche Hofkapelle, die Daniel Börtz’ spärliche jedoch äußerst treffsichere und, möchte ich sagen, extrem deutliche Musik mit der erforderlichen Präzision und Sorgfalt behandeln.
Im Orchestergraben residierte Patrik Ringborg, der Erfahrung hat mit Aufführungen von neu geschriebenen Opern. Vor weniger als einem halben Jahr dirigierte er die Uraufführung von Hans Gefors’ Notorious. Ringborg hat seine hauptsächliche Opernkarriere an verschiedenen Häusern in Deutschland verbracht, wo er seit 2007 Generalmusikdirektor am Staatstheater Kassel ist. Seine präzise Arbeit mit dem Orchester trug in hohem Maße zum allgemeinen Erfolg des Abends bei.
Entgegen regelmäßigen Äußerungen, die Oper wäre am sterben, tauchen immer wieder neue Werke auf, die das Gegenteil beweisen. Daniel Börtz’ Medea is so ein Werk und wird hoffentlich auch nach der Premierenserie im Repertoire bleiben. Es gibt allerdings jeden Grund, sie schon in diesem Frühjahr zu sehen.
Die beste Leistung des Abends lieferte die Königliche Hofkapelle unter der Leitung von Patrik Ringborg, die uns in einem riesigen Klangcluster mitnehmen, vom höchst expressiven Ausdruck bis hin zu fast kammermusikalische Nuancen.
Patrik Ringborg gelingt es erneut ein Fingerspitzengefühl für feinfühlige großformatige Klangwelten unter Beweis zu stellen und so dem Staatsorchester Kassel einen silbrigen, erzählfreudigen Klang zu entlocken. Das Orchester kann diese Harmonien gebündelt aus dem versenkten Orchestergraben abschießen – und Prokofjews Werk kann auch wie Zirkusmusik klingen!
Das Stockholmer Publikum hat sich packen lassen von Medeas Wüten in Korinth. ... Patrik Ringborg leitet das königliche Opernorchester mit Präzision und Einfühlung.


Patrik Ringborg@facebook 
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