Die Klammer, die diese Lohengrin-Inszenierung zusammenhält, sind die Sänger und die Musik. Und was für eine Klammer! Nach diesem Kasseler Rollendebüt muss Martin Homrich als Lohengrin auch die großen Bühnen erobern.
Seine blendende, hell timbrierte Höhe, seine kraftvolle Attacke, dazu eine gewisse "Italianità" machen den so intensiv singenden Tenor zu einer Idealbesetzung. Und er hat mit der wunderbar höhensicheren, mal mädchenhaft weichen, mal kraftvoll zupackenden Elsa Edith Hallers eine großartige Partnerin an seiner Seite.
Ein Höhepunkt des Abends: ihre Brautgemach-Szene in der Galerie. Eine Klasse für sich auch der kraftvoll ausdrucksstarke Heldenbariton Espen Fegrans als Telramund, während Lona Culmer-Schellbach stimmlich die weiche Seite Ortruds betont und zur Identifikation mit dieser Figur einlädt. Klar und kraftvoll, dazu mit lustvoller Arroganz verkörpert Mark Morouse den Heerrufer, während Mario Klein mit satter Sonorität den König Heinrich gibt. Kaum eine Oper lebt so sehr von der Chorqualität wie Lohengrin.
Und es scheint, als hätten sich der Kasseler Opern- und Extrachor samt dem Kinderchor Cantamus besonders viel vorgenommen: Klangstark, spielfreudig, präsent, dazu fähig zu feiner klanglicher Differenzierung, so drückten die von Marco Zeiser Celesti und Merle Clasen einstudierten Chöre der Produktion ihren Stempel auf.
Inzwischen kann man von einem Kasseler Wagnerton sprechen, den Generalmusikdirektor Patrik Ringborg und das Staatsorchester immer mehr verfeinert haben und der diesen Lohengrin auch von Orchesterseite zu einem besonderen Erlebnis macht. Dessen Kennzeichen sind nicht nur eine extreme Durchsichtigkeit und Farbigkeit des Klangs, ein intensives Musizieren im Pianobereich. Dazu gehört auch eine besondere Sensibilität in der Begleitung der Sänger. Was Ringborgs Lohengrin darüber hinaus auszeichnet, ist eine noch gewachsene Prägnanz und Schlagkraft in den dramatischen Passagen, etwa beim Vorspiel zum dritten Aufzug. Großer Jubel für alle musikalischen Akteure.
So stimmig die szenische Interaktion gelingt, so locker und pointiert versieht Generalmusikdirektor Patrik Ringborg die Meistersinger über weite Strecken mit einem feinen Konversationston. Keine Schwere, kein zäher Fluss behindert das reaktionsschnelle, dynamisch die Sänger auf Händen tragende Musizieren. Dass Ringborg sich auch auf die elegischen Töne und, wo's sein muss, aufs Lärmen versteht, zeigen das Vorspiel zum dritten Akt und Sachsens Schusterlied.
Einen glanzvollen Sieg erringen auch der bravouröse Patrik Ringborg und sein glorioses Staatsorchester. Ihnen gelingen kammermusikalische Transparenz und versponnene Melancholie, spannungsvolle Wucht und forsche Vehemenz.
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