Orff

Carmina Burana am Staatstheater Kassel, Januar 2012:
Im klingenden Reich der Glücksgöttin Fortuna
Auch beim Neujahrskonzert des Staatstheaters im ausverkauften Opernhaus verfehlen die berühmte Anrufung der Glücksgöttin und die anderen Kraftstellen nicht ihre Wirkung. Doch gibt es auch weitere Valeurs: zarte, geheimnisvolle, groteske. In Abkehr vom romantischen Orchesterklang ist Orffs Partitur von kunstvoller Einfachheit. Generalmusikdirektor Patrik Ringborg und das mit viel Schlagzeug aufgestockte Staatsorchester loten hellhörig die ökonomisch gesetzten Klänge aus. Und der Dirigent genießt es mit tänzelndem Schwung, wenn die Musik unversehens einen süffigen Charme bekommt. Ebenso differenziert singt der Opern- und Extrachor des Staatstheaters - ein imposanter Auftritt, auch wenn die Frauenstimmen in "Floret silva nobilis" nicht gerade leicht vibrieren. Bariton Stefan Adam tritt mit vollem Einsatz an, fast ungeschützt ausdrucksvoll und setzt im zweiten Teil "In Taberna" einen prallen Akzent als Abt von Kukanien, der einen Konvent mit seinen Saufbrüdern hält. Einen grotesken Effekt liefert das hohe Fagott im Lied des gebratenen Schwans, für das der Tenor János Ocsovai einen charakteristischen Ton findet. Im dritten Teil "Cour d'amours" glänzen der souveräne Kinderchor Cantamus und die mit inniger Leichtigkeit singende Sopranistin Ingrid Frøseth. Vor dem langen Beifall wird nochmals Fortuna angerufen: Das Glück ist so veränderlich wie der Mond, das Schicksal ein rollendes Rad.


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