Schostakowitsch

Lady Macbeth von Mzensk am Deutschen Nationaltheater Weimar, April 2006:
... weshalb Solisten, Chor und Orchester eine selten zu erlebende, qualitativ geschlossene Höchstleistung attestiert werden kann. ... Beim Chor-Marsch in die Verbannung besaß der Gesamtklang gar etwas Geisterhaftes, ließ schönste russische Seelenromantik spürbar werden. Und über allen Klangwasser quasi schwebte Dirigent Patrik Ringborg, in dessen Hände die Göteborger Oper jüngst sämtliche Wagner-Vorstellungen legte. Was der schwedische Dirigent und die hervorragend disponierte Weimarer Staatskapelle samt elfköpfiger Band (an dynamischer Grenze) leisteten, verlangt hundertfache Bravi. ... Ein Gast war es Samstag auch, der nicht nur angesichts seiner stattlichen Körpergröße die Premiere überstrahlte: der schwedische Dirigent Patrik Ringborg. "Das Beste kam aus dem Graben", ernteten er und die Staatskapelle allenthalben Lob.
... Umzusetzen ist auch die drastische Erotik des Stückes. So wird in diesen drei einviertel Stunden im Orchestergraben und auf der Bühne "viel Liebe gemacht". ...Das Sängerteam kann sich auf seine hochmotivierten Orchesterkollegen unter Patrik Ringborg verlassen. Enorm flexibel realisiert die Staatskapelle eine dynamische Spreize von brutalstem Tutti bis hin zu sehr ruhigen kammermusikalischen Passagen.
Die aufregenden, spannungsgeladenen Bilder werden von Dirigent Patrik Ringborg und der Staatskapelle noch einmal durch extreme musikalische Kontraste in ihrer Wirkung gesteigert. Tosender Blechbläserlärm wechselt mit feinen, kaum hörbaren Streicherpassagen ab. Die Farce, die bis ins Absurde gesteigerte Tragödie wird wunderbar deutlich.
Es ist eine gewaltige, gewalttätige, zarte, zärtliche, böse und auch böswillige Musik, eine große Collage, die zwischen Erhabenem und Niedrigem nicht trennt. Die abrupt wechselt von der lyrisch-melodiösen Liebessehnsuchtsarie zum rhytmischen Stoßen von Vergewaltigung oder Liebesakt. Es ist eine Musik, die kein Blatt vor den Mund nimmt, in höchstem Maße filmisch, und die dem Hörer unverblümt zeigt, wo's langgeht und was sich unter den Masken verbirgt. Eine Musik, die höchste Wachheit und Präzision verlangt, zu der am Sonnabend der Opernchor des DNT, der Philharmonische Chor Weimar, die Sänger des Hauses und Mitglieder des Opernstudios und die Staatskapelle Weimar in Hochform zu erleben sind. Der Schwede Patrik Ringborg als musikalischer Leiter errichtet und beherrscht diesen zwischen Wohlklang und Kakophonie changierenden Kosmos jeden Moment der begeistert aufgenommenen dreieinhalbstündigen Aufführung.
Am Ende gibt es euphorischen Applaus für eine grandiose Besetzung... Jubel vor allem für die Staatskapelle Weimar und den Dirigenten Patrik Ringborg, die eine enorme Klangpracht entfalten, jedes musikalische Detail mit Liebe gestalten und in den orgiastischen Szenen keine Skrupel vor Lautmalerei haben. Kurz: ein Muss für Schostakowitsch-Fans.
Am vergegangenen Samstag hob sich der Vorhang zur dortigen Erstaufführung - einer genialen Umsetzung von Schostakowitschs Meisterwerk. ... Patrik Ringborg fasziniert als Dirigent ebenso wie die mit ungeheuer Schwung arbeitende Staatskapelle. ... Die Musik nimmt - ebenso wie die Regie - Anteil am Schicksal der nach Sibirien verbannten Sträflinge... Eindringlich, imposant, unvergesslich.
Die Staatskapelle übertrifft sich unter der Leitung von Patrik Ringborg geradezu selbst! Ringborg gelingt das Kunststück, das Grandiose, auch Gigantische, und das Groteske der Musik prachtvoll aufleuchten zu lassen. Dennoch überdeckt er nie seine fabelhaften, stets vorbildlich textverständlichen Sänger.
Lady Macbeth von Mzensk am Staatstheater Kassel, Oktober 2011:
Mörderische Liebe als Opernthriller Der Regisseur und der Dirigent Patrik Ringborg scheinen zu einer einzigen Magiergestalt zu verwachsen. Das Orchester zelebriert alle Fein- und Grobheiten der Partitur minutiös. Schulz und Ringborg können einem stimmlich und darstellerisch hervorragenden Ensemble vertrauen, voran Kelly Cae Hogan (Katarina), der aus Weimar bekannte Renatus Mészàr (Schwiegervater) und Luca Martin (Geliebter) sowie dem eindrucksvoll singenden und agierenden Chor. Nicht enden wollender Jubel für einen ganz großen Opernabend.
Unter die Haut Nicht viele Opern gibt es, in denen zwischen Handlung und Musik eine derartig enge Beziehung herrscht wie hier. Schostakowitsch ist ein genialer Instrumentator und ein ebenso genialer Finder und Erfinder. Aus einem reichen Füllhorn schöpft er, greift Volkmusik auf und Kirchenmusik, flicht brachiale Elemente ein wie die Bühnenmusik der Blechbläser, kann aber durchaus auch mit feinem Strich zeichnen und wählt hierfür besonders die Holzbläser aus. Dieser üppige, schillernde, ätzende Klangstrom brennt sich ein und macht die Figuren plastisch. Eine große Aufgabe für ein Orchester und seinen Dirigenten. Das Kasseler Publikum hatte ein feines Gespür für die exquisite Leistung des Staatsorchesters und begrüßte nach der Pause Patrik Ringborg ungewöhnlicherweise mit Bravi. Der Jubel für den GMD am Ende war entsprechend noch größer und nur angemessen war es, das Orchester auf die Bühne zu holen. Auch der Chor zeigte eine brillante Leistung.
Man sehnt sich zurück an die Weimarer Pfühle, die nach fünf Jahren nicht so erkaltet sein können wie die giftig ausgeleuchteten weiten Räume der aktuellen Inszenierung unter Michael Schulz. Auch damals hatte Patrik Ringborg den lüsternen, ja vulgär expressiven Unterbau der Musik besorgt. Jetzt befeuerte er das Staatsorchester Kassel durch die ideenberstende Partitur zu orgiastischen Höchstleistungen, trieb das böse, gallige Blech zu ungebremster Häme und Lautstärke, den Streicherblock in lyrischen Liebesrausch. Chor und Orchester und den glänzenden Gastsängern mit Kelly Cae Hogan in der Titelpartie gebührte schließlich frenetischer Jubel.
Die blechbläserstarke Partitur ist bei Dirigent Patrik Ringborg in besten Händen. Er lässt den Sturm starker Gefühle gehörig toben, behält dabei aber auch stets den Sinn für Ordnung und rechtes Maß, worin ihm das präzise agierende Orchester konzentriert folgt. ... Nach dem erschütternden Ende langer Applaus.
Gefühlvoll und voller Wucht spielt das Orchester des Kasseler Staatstheaters die Oper unter der Leitung von Patrik Ringborg.
Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk am Kasseler Staatstheater - zeitlos, filmisch, fulminant Nicht allein Kelly Cae Hogan brillierte mit ihrem einprägsamen Sopran an diesem Abend. Es ist zweifelsohne das Verdienst des gesamten Ensembles, dass das Publikum am Ende mit Ovationen nicht sparte. Neben Luca Martin und Renatus Mészàr (Boris) sind unbedingt Johannes An (Der Schäbige) und Krzysztof Borysiewicz (Pope) zu erwähnen. Als Sinowi Ismailow trat (leider viel zu kurz) Dong Won Kim auf - ein glasklarer, raumfüllender Tenor. In der Rolle von Sonjetka glänzte sehr überzeugend Eglé Sidlauskaite. Das Orchester, die Bläserbande und der Chor präsentierten sich auf höchstem Niveau. Abgesehen von geringen rhythmischen Ungenauigkeiten im Orchester, führte der Musikchef Patrik Ringborg mit Präzision und feinster Nuancierung das Kasseler Ensemble durch den Abend.
... Ebenfalls zu Recht gefeiert wurden nach der Premiere das typgenau besetze Ensemble, der phänomenal vielschichtige Chor sowie das um eine szenisch wichtige Blaskapelle verstärkte Orchester. Es durfte, wie in Bayreuth üblich, auf der Bühne im Applaus baden - zusammen mit dem Dirigenten Patrik Ringborg, der sich hingebungsvoll nicht nur den Klangorgien gewidmet hatte, sondern auch den genauso wichtigen kammermusikalisch-solistischen Details.
Der Generalmusikdirektor Patrik Ringborg lotet mit dem Staatsorchester Kassel die extreme Dynamik und die Doppelbödigkeit der Musik aus. Bitterböse ist es, wenn ein schmalziger Walzer das Scheusal Boris begleitet.
Extrem muten auch heute noch die musikalischen Mittel an, derer sich Schostakowitsch bedient. Gewalttätig und lärmend ist diese Musik nicht nur in den wilden 124 Takten, die den Liebesakt von Katerina und Sergej bis zum Erschlaffen mit jaulenden Posaunenglissandi illustrieren. Grotesk bezeichnend wird sie auch, wenn der Pope in einer heiteren Polka über den eben verstorbenen Boris sinniert. Und wenn im zentralen der fünf Orchesterzwischenspiele, einer Passacaglia, das monoton repetierte Bassthema das Aufbegehren des Orchesters zähmt, wird Aussichtslosigkeit hörbar. ... Kassels Musikchef Patrik Ringborg formt diese Musik - die mitunter durch eine Bläserbanda noch gesteigert wird - kraftvoll, jedoch mit Klangsinn und Differenzierungskunst. ... Rhythmischer Beifall im ausverkauften Haus (bei einzelnen Buhs) belohnte die Akteure dieses tollen Opernabends.


Patrik Ringborg@facebook 
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