Jules Massenets lyrischem Drama Werther bereitete am Sonntag im DNT die Staatskapelle Weimar zumindest ein konzertantes Podium. Die Musik, die sich auf den seelischen Zusammenklang von Werther und Charlotte konzentriert, dringt in die bescheidenen Glücksmomente ebenso wie in die sich abzeichnende Katastrophe ihrer Beziehung vor, findet zu ergreifendem, gefühlsbeladenem Ausdruck von beseligender Intimität und gewaltigen Eruptionen aus existenzieller Verlorenheit. Und wenn Gastdirigent Patrik Ringborg die Staatskapelle zu wahrhaft beredter, differenzierter Mitgestaltung animiert, wenn er mit subtilem Klangsinn pastellfarbene Bilder entwirft, mit unvergleichlicher Zartheit intensiv Melodien vor sich her spinnt oder mit Leidenschaft erfüllte Klanggebäude errichtet, dann dringt der Hörer in die geheimsten Winkel der Seelenverfassung unserer Akteure vor. Dann wird das Rahmengeschehen, ohnehin nur als Milieuschilderung gedacht, gänzlich an den Rand gedrängt.
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